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Arthrose beim Hund: Wenn jeder Schritt schmerzt!

Unter Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung zu verstehen. Charakteristisch hierbei ist ein Gelenkverschleiß, der über das altersübliche Maß hinausgeht. Es kann zwischen der primären und der sekundären Arthrose differenziert werden. Die primäre Arthrose tritt spontan auf. Sie wird vermutlich durch eine minderwertige Knorpelqualität verursacht, wobei die Ursache hierfür meist unklar ist. Die häufiger auftretende sekundäre Arthrose entsteht meist nach vorangegangenen Gelenkschädigungen, durch mechanische Überbelastung (Fehlstellungen, Übergewicht), metabolische Störungen (Fütterungsfehler) oder entzündliche Veränderungen in der Gelenkgegend. Im Verlauf einer Arthrose kommt es zur Rückbildung und Zerstörung des Gelenkknorpels, in deren Folge sich die komplette Gelenkstruktur verändert. Im fortgeschrittenen Stadium bilden sich entlang der Knorpelränder und Kapselansätze knöcherne Zubildungen oder Exostosen (Überbeine). Diese sind in vielen Fällen von außen tastbar.



Entzündliche Prozesse führen zudem zu einer Verdünnung der Gelenkflüssigkeit, diese verliert an Viskosität und Qualität, so dass das Gelenk nicht mehr ausreichend geschmiert wird. Die Gelenkknorpel reiben aufeinander und nutzen sich unphysiologisch stark ab. Schmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit sind die Folge. Theoretisch kann jedes Gelenk von arthrotischen Veränderungen betroffen sein.


Besonders häufige Formen der Arthrose beim Hund ist die Kniegelenksarthrose (Gonarthrose), die Hüftgelenksarthrose (Coxarthrose) und Arthrosen in den kleinen Wirbelgelenken (Spondylarthrose bzw. Spondylose).


Mögliche Ursachen

Zum besseren Verständnis ist es sinnvoll sich die Gelenkanatomie einmal etwas genauer anzuschauen. In der Regel besteht ein einfaches Gelenk aus zwei zueinander gerichteten Knochen, die optimal aufeinander zugeschnitten sind. Dabei bildet ein Knochen die Gelenkpfanne, die den anderen Knochen, den Gelenkkopf, perfekt umschließt. Diese Konstruktion ermöglicht eine maximale Stabilität bei minimaler Knochenreibung. Die Nährstoffversorgung der Knochen erfolgt primär durch die den Knochen überziehende Knochenhaut. Zusätzlich sind die Gelenk bildenden Knochenbereiche von einer harten Knorpelschicht überzogen. Der Knorpel dient der Pufferung und Stoßdämpfung und verhindert eine direkte Knochenreibung. Der Knorpel ist ein avaskuläres Gewebe, d.h. er besitzt kaum eigene Blutgefäße. Die Nährstoffversorgung erfolgt durch Diffusion und insbesondere mithilfe der Gelenkschmiere (Synovia). Diese gelbliche, leicht zähflüssige Masse dient der Versorgung des Knorpels, schmiert und federt das Gelenk und sorgt für eine wortwörtlich reibungslose Bewegungsmechanik. Die sogenannte Gelenkkapsel umschließt das gesamte Gelenk und verhindert ein Auslaufen der Synovia und das Eindringen von Schadstoffen. Hinzu kommt, dass die innere Schicht der Gelenkkapsel bzw. die Gelenkinnenhaut für die Produktion der Gelenkschmiere verantwortlich ist. Diverse Bänder stabilisieren das Gelenk und ermöglichen einen optimalen Bewegungsablauf. Es gibt einige unterschiedliche Gelenkkonstruktionen im Körper, die sich in ihrem Aufbau teils unterscheiden. Im Wesentlichen funktionieren die meisten Gelenke jedoch nach dem gleichen Prinzip. Leidet das Tier nun an arthrotischen Veränderungen kommt es aufgrund von Futtermängeln, Fehl- oder Überbelastungen, Traumen und Verletzungen zu Schädigungen der Gelenkstrukturen. Eine minderwertige Gelenkschmiere, einseitige Mehrbelastung oder Entzündungsprozesse schädigen den Knorpel. Es kommt zu vermehrter Reibung, die wiederum zu weiteren Schäden führt. Je größer die Vorschädigung eines Gelenks ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit weiterer Schäden, es entsteht ein Teufelskreis. Der Körper versucht Knorpelschäden zu kompensieren, indem er Knochenzubildungen rund um den geschädigten Knorpel aufbaut. Diese sogenannten Exostosen können jedoch ihrerseits wieder zu Fehlbelastungen im Gelenk führen (höhere Reibung im Gelenk) und setzen zudem Entzündungsreaktionen in Gang. Im Verlauf dieser Vorgänge nehmen die Schmerzen meist kontinuierlich zu. Hat der Krankheitsverlauf einen gewissen Grad erreicht, versteift das Gelenk aufgrund der Knochenzubildungen mehr und mehr, bis es am Ende vollends steif wird. Ist ein Gelenk komplett versteift nehmen akute Entzündungen und auch die Schmerzen zwar ab, aufgrund der eingeschränkten Beweglichkeit läuft der betroffene Hund meist dennoch lahm (mechanische Lahmheit).

Soweit die Erklärungen der Schulmedizin. Ein weiterer Erklärungsansatz, der durchaus Sinn macht, ist in einer Dysbalance des Säure-Basen-Haushalts zu finden. Dieser verneint dabei keinesfalls die Sichtweise der Schulmedizin, die in den Ursachen der Arthrose eine Über- bzw. Fehlbelastung und Degeneration sieht. Vielmehr stellt dieser Ansatz einen (tiefergehenden) Erklärungsversuch an, der versucht tieferliegende Faktoren und Ursachen zu finden. Eine fehlerhafte Ernährung des Hundes kann zu einer Entgleisung des Säure-Basen-Gleichgewichts führen. In der Folge kommt es zur übermäßigen Anhäufung von Säuren, die nicht mehr adäquat neutralisiert und ausgeleitet werden können. Dies führt dann zu einer chronischen Übersäuerung (Achtung: nicht zu verwechseln mit der meist akuten Acidose). Die Folgen einer Übersäuerung sind vielfältig. Es kommt jedoch immer zu einer erhöhten Sympathikusaktivität (sog. Sympathikotonie). Der Sympathikus gehört zum vegetativen Nervensystem und ist für „Fight and Flight“ Situationen zuständig. Er bewirkt eine allgemeine Leistungssteigerung des Organismus (Ergotropie) und bereitet den Körper in stressigen Situationen auf „Angriff oder Flucht“ vor. Er dient in seiner Grundintention dem Überleben und wirkt sich somit stimulierend auf die Herztätigkeit, den Blutdruck, die Muskeldurchblutung und den Stoffwechsel (Glykolyse - Energiebereitstellung) aus. Gleichzeitig hemmt der aktive Sympathikus seinen Gegenspieler Parasympathikus. Durch ihn werden vorwiegend Körperfunktionen innerviert, die der Regeneration und dem Aufbau von Energiereserven (trophotrop) dienen. Er reguliert und aktiviert die Darmtätigkeit und Verdauungsvorgänge. Zudem ist er essenziell für die Aufrechterhaltung der Homöostase. Eine chronische Übersäuerung versetzt den Organismus praktisch in einen Dauerstress, der eine längerfristig gesteigerte Sympathikusaktivität bewirkt. Regenerierende Vorgänge und die Darmtätigkeit sowie die Durchblutung von Darm, Nieren und Leber werden reduziert. Der Körper reagiert außerdem mit Entzündungsprozessen. Eine Entzündung ist eine lokale oder systemische Reaktion des Körpers auf schädigende Reize und hat das Ziel, diese zu beseitigen und die nötigen Voraussetzungen für die Reparaturvorgänge zu schaffen.


Entzündungen sind somit eine Immunreaktion des Organismus. Im Rahmen einer Sympathikotonie kommt es zu einer erhöhten Entzündungsbereitschaft bei gleichzeitiger Minderung der lymphatischen Abwehr. Die auslösenden schädigenden Reize liefern hierbei die Säuren. Sie setzen sich oftmals in den Gelenken ab, entziehen dem Knochen Calcium und Phosphate. Der Knochen wird weich und porös und anfällig für Absplitterungen und Faserbrüche. Der Knochen und auch das umliegende Gewebe sind dann derart geschwächt, dass bereits kleinste Reize (erhöhte Reibung) zu Entzündungsreaktion im umliegenden Gewebe führen können.


Zusammengefasst:

  • Angeborene Fehlstellungen und damit verbundene (einseitige) Fehlbelastungen des Gelenks und der ganzen Gliedmaße

  • Verletzungen (Infektionsgefahr bei offenen Wunden), Traumen, Quetschungen, Knochen- oder Knorpelabsplitterungen (Gelenkmäuse), Bänderrisse (Rupturen), Verstauchungen (Distorsionen), Ausrenkungen (Luxationen)

  • Genetisch bedingte Minderwertigkeit des Gelenks, Entwicklungsstörungen des Gelenks bzw. Knorpels (OCD, HD, ED)

  • Entzündliche Vorerkrankungen (immunbedingte Polyarthritis, Rheuma, Borreliose)

  • Fehlerhafte Zuchtauswahl (genetische Prädisposition bei erkrankten Eltern)

  • Mangelhafte Versorgung des Muttertiers mit Nähr- und Vitalstoffen

  • Überbelastung durch Übergewicht

  • Stoffwechselstörungen, die zu Ablagerungen im Gelenk führen

  • Übersäuerung des Organismus und daraus resultierende Entzündungen

  • Altersbedingte Verschleißerscheinungen

  • Mangelhafte Fütterung, gerade während des Wachstums und/oder Nähr- und Vitalstoffmängel


Symptome


Der Krankheitsverlauf beginnt meist schleichend und unauffällig, so dass sich deutliche Symptome oftmals erst in fortgeschrittenem Stadium erkennen lassen. Diese sind dann meist auf Schmerzen zurückzuführen. Anfänglich kommt es zu Belastungsschmerzen, bei längeren Spaziergängen, Spielen und Toben läuft der Hund klamm oder lahm. Auch kann es sein, dass der betroffene Hund sich eine Weile „einlaufen“ muss, bis ein klares Gangbild sichtbar wird. Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es zu andauernden Schmerzempfindungen, die den Hund in seiner Beweglichkeit teils deutlich einschränkt. Symptome können Schwierigkeiten beim Aufstehen oder Hinlegen sein, das häufige Wechseln der Liegeposition, das Beißen in schmerzende Gelenke und allgemeine Bewegungsunlust. Betroffene Hunde bevorzugen meist auch das Liegen auf warmen und weichen Untergründen. Weiterhin kann es zu erkennbaren Gelenkdeformationen kommen. Knochenzubildungen, Gallen und geschwollene Gelenke sind häufig gut zu ertasten. Zudem reagieren viele Hunde bei Berührung des betroffenen Gelenks mit Schmerzreaktionen. Zu beachten ist, dass das Krankheitsbild der Arthrose in der Regel nicht stetig und gleichmäßig verläuft, sondern meist in Schüben (z. B. auch abhängig von Witterung und Jahreszeit).


Diagnose

Deutliche Symptome können bereits klare Hinweise auf eine mögliche Arthrose sein. Der Tierarzt kann die Gelenke manuell mobilisieren und so den Grad der Bewegungseinschränkung des jeweiligen Gelenks beurteilen. Unerlässlich für die sichere Diagnose ist jedoch das Röntgen des betroffenen Gelenks. Knöcherne Veränderungen der beteiligten Knochen lassen sich so gut erkennen (OCD (Osteochondrosis dissecans), ED (Ellbogendysplasie) oder HD (Hüftgelenksdysplasie)). Da sich nicht alle möglichen Veränderungen zuverlässig auf dem Röntgenbild abbilden lassen, können bei Bedarf weitere Untersuchungen durchgeführt werden, so zum Beispiel eine Gelenkspiegelung, die sogenannte diagnostische Arthroskopie, mit deren Hilfe auch Gelenkergüsse zu erkennen sind. Zudem können auch ein CT (Computertomographie), ein MRT (Magnetresonanztomographie) oder eine Szintigraphie (hierbei wird eine radioaktive Substanz injiziert, deren Verteilung im Gelenk wird dann abgebildet) Aufschluss geben.


Therapiemöglichkeiten/Therapieansätze

Aus schulmedizinischer Sicht stellt die Arthrose einen irreversiblen und daher unheilbaren Gelenkverschleiß dar. Dennoch kann mit der richtigen und vor allem frühzeitigen Therapie das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt oder gar verhindert und die bereits entstandenen Symptome gelindert werden. So gibt es heute eine Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten, die zur Steigerung der Lebensqualität beitragen. Operative Möglichkeiten sind beim Hund leider sehr begrenzt. Während beim Menschen das Einsetzen künstlicher Gelenke an mehreren Gelenken möglich ist, ist dieser Eingriff beim Hund in der Regel nur beim Hüftgelenk machbar. Diagnostiziert der Tierarzt eine Arthrose wird er dem Hundehalter meist die Gabe diverser entzündungs- und schmerzlindernder Medikamente empfehlen. Diese Behandlung lässt das geschwollene Gelenk abschwellen, lindert akute Schmerzen und fördert eine schmerzfreie Bewegung.


An zweiter Stelle steht die Beseitigung der Ursache, sofern sie denn auszumachen ist. So ist es beispielsweise bei übergewichtigen Hunden unbedingt ratsam, das Gewicht zu reduzieren und so die Gelenke zu entlasten.


Auch über die Fütterung lässt sich der Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. So wirken Omega-3-Fettsäuren, Chondroitin und Glucosamin gelenkschützend und entzündungshemmend. Empfehlenswert kann hier die Gabe von Fisch- oder Leinöl sein. Die zusätzlich enthaltenden Antioxidantien (Vitamin C und E) minimieren oxidativen Stress und schützen die Zellen. Häufig wird auch die Zugabe von Grünlippenmuschelextrakt empfohlen. Die enthaltenden Chrondroitinsulfate und Glucosaminoglykane schützen die verbliebene Knorpelmasse und wirken somit ebenfalls gelenkschützend. Auch die Alternativmedizin kann eine wirkungsvolle Unterstützung sein, so bieten sich insbesondere die Homöopathie und Akupunktur an. Von hoher Bedeutung ist außerdem ein angepasstes Bewegungsprogramm, bei dem die Gelenke zwar ausreichend Bewegung haben, gleichzeitig aber niemals überanstrengt werden.


Hilfreich kann hier die gezielte Physiotherapie sein (Schwimmen, aktive und passive Bewegung durch den Physiotherapeuten), die nicht nur die optimale Gelenkbeanspruchung, sondern gleichzeitig den enorm wichtigen Muskelaufbau fördert.



 

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