Die herrliche Sommerzeit hat für uns und unsere Pferde nur einen Nachteil. Der allerdings ist extrem lästig, oft schmerzhaft und leider auch gar nicht ungefährlich: Es ist die Zeit von Fliegen und Bremsen und auch lästige Biester wie die Kriebelmücke und die Pferdebremse treiben ihr Unwesen. Während die riesige Pferdebremse ein Pferd in die Flucht schlagen kann, verwandelt sie viele von uns Pferdemenschen in wahre Killermaschinen. Wer schon mal todesverachtend mit bloßer Hand diese Hornissen-große Pferdebremse erschlagen hat, um ein Pferd zu retten, weiß "Heldentum ist gut, aber keine nachhaltige Lösung"! Denn sobald wir dem Vierbeiner den Rücken zukehren, fliegt das Geschwader den nächsten Angriff. Welche wirksamen Lösungen es gibt, um Pferden, Ponys und Eseln einen Sommer ohne Invasion der Insekten zu ermöglichen, haben wir in diesem Artikel kurz zusammengefasst.
Schutz vor Insekten – warum er so wichtig ist!
Es geht hier nicht nur um Bequemlichkeit, sondern schlicht und ergreifend um Sicherheit. Ein Pferd, das unter dem Reiter von Fliegen gepeinigt wird, kann sich nicht mehr konzentrieren. Vor allem Pferde mit sehr feinem Sommerfell sind nicht zu beneiden, aber auch Robustrassen mit stärkerem Haarwuchs leiden stark unter Mücken und Fliegen. Islandpferde, in deren ursprünglicher Heimat es wenige dieser Insekten gibt, neigen zudem oft auch zum Sommerekzem. Sie sind leider nicht die Einzigen. Die schwer zu behandelnde und selten heilbare Krankheit kann bei Pferden aller Rassen, aber auch bei Mulis und Eseln auftreten. Während man sich in Veterinärmedizinerkreisen mit der Unheilbarkeit des Sommerekzems abgefunden zu haben scheint, gibt es zum Glück diverse Präparate, die den Juckreiz mindern, doch mehr dazu weiter unten im Artikel
Probleme und Risiken durch Insektenstiche
Sie sind nicht nur bissig und lästig, manche Fliegen können auch Infektionen auslösen. Denn die weiblichen Fliegen legen ihre Eier in Wunden, die durch kleine Verletzungen oder Wundscheuern entstanden sein können. Sind die Maden dann geschlüpft, graben sie sich immer tiefer in die Hautschichten vor, indem sie das umliegende Gewebe auffressen. Die so entstandene Fliegenmadenkrankheit wird auch Myiasis genannt. Ebenfalls durch Fliegen übertragen werden Bakterien, die Bindehautentzündungen hervorrufen können. Leichte Bindehautentzündungen führen zu tränenden Augen, schwere Verläufe können starke Schwellungen und Eiteraustritt zur Folge haben. Mücken können das gefährliche West-Nil-Virus übertragen, das sowohl Pferde, also auch Menschen angreift. Während das West-Nil-Fieber allerdings beim Menschen meist symptomlos bleibt, können beim Pferd neurologische Schädigungen auftreten. Dramatisch kann die durch Bremsen übertragene Ansteckung mit der Equinen infektiösen Anämie enden. Im schlimmsten Fall muss das infizierte Pferd auf Anordnung des Amtstierarztes euthanasiert werden.
Sommerekzem durch Mücken
Vor allem zwei Arten von Mücken, nämlich Culicoides (Gnitzen) und Aedes (Stechmücken), sorgen in vielen Fällen für allergische Reaktionen auf die Proteine ihres Speichels. Der daraus resultierende Juckreiz führt zu beinahe ständigem Scheuern, Kratzen und Beißen. Zunächst erfühlt man kleine Pickel unter dem Fell, die mit beständigem Scheuern zu haarlosen Stellen werden, die bei weiteren Scheuerattacken zu bluten und zu eitern beginnen, was wiederum Fliegen anzieht. Bei Pferd, Muli und Esel tritt das Sommerekzem häufig an Mähne und Schweif, sowie an der Mittellinie am Bauch auf. Es gibt allerdings auch Verläufe, die beinahe den ganzen Körper erfassen und zu kleineren und größeren, meist runden, haarlosen Hautstellen führen. Beobachten Sie dennoch gewissenhaft die Einstichstellen, nachdem Sie die Blutsauger Ihr Pferd attackiert haben. Bildet sich eine kreisförmige Rötung oder Entzündung, sollten Sie unbedingt einen Tierarzt oder Therapeuten verständigen.
Hautprobleme können durch Stiche entstehen!
Im Handel gibt es zahlreiche Präparate, die Erfolg versprechen. Viele davon sind in Sprühflaschen verfügbar, die sich als Fliegenabwehrspray direkt auf die Pferde aufsprühen lassen. Als wirksam haben sich auch Fliegen- oder Ekzemdecken erwiesen, in die das Pferd eingepackt wird, damit Fliegen, Bremsen und Mücken keinen Zutritt bekommen. Allerdings kann es natürlich leicht passieren, dass die Decke beim Wälzen oder Spielen mit Kameraden zu Schaden kommt. An heißen Sommertagen ist eine zusätzliche Wärmequelle ebenfalls nicht wünschenswert. Die nach wie vor wirksamste Variante ist, das Pferd nur über Nacht auf die Weide zu lassen und tagsüber im kühlen, möglichst dunklen Stall zu stellen.
Wurde Ihr Pferd Opfer dieser Plagegeister können Sie den Juckreiz mit einem hochwertigen Kühlgel mit Aloe Vera, Rosmarin und Minze lindern. Die Inhaltsstoffe der Heilpflanzen können abschwellend, antibakteriell und entzündungslindernd auf die Insektenstiche wirken. Als weiteres Hausmittel hat sich auch mit Wasser verdünnter Apfelessig (naturbelassener und nicht aus industrieller Herstellung) erwiesen, der mit einem Tuch auf die wunden Stellen aufgetragen wird. Danach kann man eine deckende Schicht Pflegegel auf die Haut geben, das wundheilungsfördernd und juckreizmindernd wirkt.
Das Zufüttern von Vitalstoffen wie z. B. Zink, Kupfer, organischem Schwefel und Vitamin C kann sensible Haut unterstützen. Am besten greifen Sie hier vorrangig auf ein hochwertiges Mineralfutter ohne Getreide und Zuckerzusatz zurück. Auch die Funktionalität der Entgiftungsorgane (Nieren und Leber) sollten bei Hautproblemen immer im Auge behalten und bei Bedarf unterstützt werden.
Geniale Zufallsentdeckung: Zebrastreifen
Vor einigen Jahren machte eine Pferdebesitzerin eine geniale Entdeckung: Sie malte mit hautverträglichen Fingerfarben Zebrastreifen auf ihr Pferd und stellte überrascht fest, dass anfliegende Insekten verwirrt schienen, offenbar nicht wussten, wo sie landen sollten und wieder abschwirrten. Sie teilte ihre Begeisterung euphorisch über die sozialen Netzwerke, um möglichst vielen Pferden helfen zu können. Binnen kürzester Zeit überschwemmten zebragestreifte Fliegendecken den Markt, die schlaue Entdeckerin verschwand leider wieder in der Versenkung. Der Clou war das Bemalen des Pferdes, das so keine Decken benötigte. Eine Fliegendecke wiederum benötigt keine Zebrastreifen, da sie ohnehin bereits Fliegendecke ist.
Augen schützen leicht gemacht
Als wirklich wirksam haben sich verschiedene Formen von Augenfransen und Fliegenmasken erwiesen. Die Fransen verhindern durch ihre ständige leichte Bewegung, dass Fliegen landen können, außerdem sind sie günstig im Einkauf. Leider verschwinden sie in oftmals erstaunlicher Geschwindigkeit irgendwo auf der Weide oder verrutschen hinter die Ohren, wenn das Pferd mit Kollegen gespielt oder sich das Gesicht gerieben hat. Auch können die Klettverschlüsse, die es zumeist zur Befestigung gibt, relativ leicht abreißen, aber wie gesagt: Fransen sind günstig. Für die McGyvers unter den Pferden zwar ebenfalls leicht loszuwerden, aber prinzipiell wirklich hochwirksam, sind Masken für den ganzen Kopf. Man könnte sie am besten als Fliegengitter zum Aufsetzen bezeichnen, da geht definitiv nicht das kleinste Flügelchen durch. Außerdem gibt es vorwiegend Modelle, welche die Ohren des Equiden mit einbeziehen, was für Pferde mit wenig Innenohrbehaarung ein wahrer Segen ist. Die Optik mag gewöhnungsbedürftig sein, aber darum geht es schließlich überhaupt nicht.
Fliegenabwehr, aber wie?
Der Pferdebedarfshandel ist voll davon: Fliegensprays gibt es in großen Mengen. Doch hier gilt Vorsicht! Viele Sprays enthalten Stoffe wie Permethrin, Diethyltoluamid (DEET) oder Icaridin, die zu starken Hautreizungen, Übererregbarkeit bis hin zu Muskelkrämpfen und Erschöpfungszuständen beim Pferd führen können – also Finger weg!
Bewährt haben sich dagegen Produkte aus natürlichen Substanzen, die mit ätherischen Ölen (z. B. Rosmarinöl, Nelkenöl, Lavendelöl, Geranienöl, Zimtöl, Zitronenöl oder Teebaumöl) kombiniert sind. Wer sein Fliegenspray selbst herstellen möchte, kann mit Apfelessig, Knoblauch und ätherischen Ölen experimentieren. Allerdings sollte auch hier auf hygienische Herstellbedingungen geachtet werden, da selbst hergestellte Produkte schnell verkeimen können, dass dann wiederum zu Hautreizungen, Infektionen oder Entzündungen der Haut führen kann. Auch Knoblauch oder andere Kräuter wie Zistrose, Schwarzkümmel oder Kokos über einen längeren Zeitraum als Futterergänzung zu verabreichen, ist eine sinnvolle und effektive Möglichkeit Ektoparasiten und Störenfriede beim Pferd abzuwehren. Die Fütterung muss allerdings über einen längeren Zeitraum erfolgen. Gut Erfolge erzielt man mit einer Kombination aus Ergänzungsfutter und äußerlicher Fliegenabwehr über ein "natürliches" Repellent.
Bremsenfalle für Paddock und Weide
Die Bremsenfalle besteht aus einem schwarzen Ball mit Netz und einem Behälter. Dieser ist mit einer Flüssigkeit gefüllt. Der Ball wird von der Sonne aufgeheizt und lockt durch seine hohe Temperatur und schwarze Farbe Pferdebremsen an. Das Ziel bei dieser Falle ist nicht nur die Bremsen zu fangen, sondern sie auch an der Eiablage zu hintern, dass die Anzahl der Pferdebremsen kann auf Dauer in der Umgebung verringert werden.
In einigen Gegenden sind diese Fallen jedoch mittlerweile verboten oder sollen nur während der Hauptsaison der Pferdebremsen aufgestellt werden. Das NRW-Umweltministerium hat vor kurzer Zeit dazu einen Erlass verabschiedet, dass Bremsenfallen keine selektive Fangmethode seien. Neben den störenden Pferdebremsen können auch zahlreiche andere gefährdete Insektenarten wie Bienen und Schmetterlinge geschädigt werden. Bitte beachten Sie dies bei der möglichen Anschaffung einer Bremsenfalle.
Sensible Stellen pflegen
Wo Sprays, Decken oder Masken keine Wirkung zeigen, hilft nur "Schmieren". Gemeint sind die zarten Bereiche um Schlauch und Euter, die Bauchnaht, das Gesicht und das Innere der Ohren. Als tolles Mittel gegen Fliegen und Mücken an Bauch und Euter laktierender Stuten haben sich fetthaltige Salben bewährt. Ein heißer Tipp der alten Stallmeister lautete einst - Waffenöl (Ballistol). Es wirkt tatsächlich, was einen nicht wundert, wenn man daran riecht.
Wer aber keine Erdölraffinerieprodukte auf sein Pferd schmieren möchte, greift statt dessen zu Kokosöl, Neemöl oder Schwarzkümmelöl zurück, das eine beruhigende und leicht antibakterielle Wirkung hat. Pflanzenöle mit Aloe-Vera und verschiedenen ätherischen Ölen angereichert, eignet sich auch gut, um Ohren und Nüstern zu pflegen, denn auch hier kennen lästige Mücken keine Gnade. Daher ist es sinnvoll, das Pferd an die ungewohnte Berührung zu gewöhnen, was übrigens recht schnell geht, wenn man gleichzeitig wohltuende Massagen oder Streichungen an unangenehmen Stellen ausführt. Diese Behandlung genießen Pferde, Mulis und Esel ganz besonders. Die Mücken und Bremsen hingegen hassen sie.
Fazit
Bremsen, Fliegen und Mücken von seinem Pferd fernzuhalten, ist eine große Herausforderung. Wer nicht auf Fliegendecken zurückgreifen möchte, ist sicherlich mit einem Fliegenspray oder Fliegengel am besten beraten. Wichtig ist aber, die betroffenen Einstichstellen regelmäßig (am besten mehrmals täglich) zu überprüfen, um mögliche Erkrankungen schnell zu erkennen. Sommerekzeme, offene Stellen und Juckreiz sollten täglich behandelt werden, da sie dazu neigen, sich auszubreiten. Augen und Ohren schützt man am besten durch Fliegenmasken und letztlich gilt naturgemäß: Je länger und dichter Mähne und Schweif, desto besser in der Abwehr.
Ausreiten kann man wunderbar in den frühen Morgen- und Abendstunden, insektenbefreit und mit zusätzlichem Romantikeffekt empfehlen sich Vollmondritte.
Achtung: Eine Futterumstellung ersetzt keinen Tierarzt oder Therapeuten. Bitte verständigen Sie bei akuten Problemen immer einen Fachmann. Bei den Empfehlungen handelt es sich lediglich um eine Anregung. Lassen Sie sich hier gerne von einem erfahrenen Barynesse-Futterspezialisten beraten.
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