Wie unterstütze ich den Fellwechsel bei meinem Pferd?
Zweimal im Jahr steht der Pferdeorganismus vor einer besonderen Herausforderung - dem Fellwechsel. Während im Herbst nur begrenzt alte Haare abgeworfen werden und hauptsächlich Unterwolle nachgeschoben wird, muss das Pferd im Frühjahr praktisch sein gesamtes Haarkleid erneuern.
Der für den Besitzer offensichtliche Fellwechsel, bei dem alte Haare ausgehen und neue wachsen ist nur das endgültige und sichtbare Ergebnis eines lange vorangegangenen stillen Prozesses im Körper des Pferdes.
Vielen Pferdehaltern ist dieser Umstand nicht bewusst, so dass Pferde meist viel zu spät auf den Fellwechsel vorbereitet werden. Denn so natürlich und sinnvoll der Fellwechsel ist, so kräftezehrend und aufwendig ist er für den Organismus. Bereits um die Sonnenwende (Wintersonnwende 21./22. Dezember - Sommersonnwende 20./21./22. Juni) herum beginnt der Organismus sich hormonell auf den jeweils neuen Stoffwechsel und den bevorstehenden Fellwechsel einzustellen. Insbesondere der Abwurf des Winterfells kann individuell entsprechend der Witterung, Haltung und vor allem auch der Tageslänge variieren und sich verzögern oder beschleunigen. Die unsichtbaren Abläufe innerhalb des Körpers, die der Neubildung des Haarkleides dienen sind meist jedoch unabhängig von äußeren Umständen und verlaufen bei allen Pferden ähnlich.
Entgegen der landläufigen Meinung, der Fellwechsel im Herbst sei energieaufwändiger ist in der Realität die Bildung des neuen Sommerfells im Frühjahr deutlich Energie- und Vitalstoffzehrender und komplizierter. Ursächlich hierfür ist einerseits der bereits erwähnte Umstand, dass das Pferd im Sommer quasi sein gesamtes Haarkleid ersetzen muss. Auf der anderen Seite spielt die oftmals suboptimale Mineral- und Vitaminversorgung über den Winter eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Die oftmals mangelhafte Qualität des Raufutters (Heu, Stroh), eine unzureichende Vitalstoffversorgung über die kalten Monate und kräftezehrende Witterungsverhältnisse führen dann schnell dazu, dass gerade alte, kranke, immunschwache und stoffwechselüberlastete Pferde (Medikamentengabe, Ekzemer, Sportpferde, typische Erkrankungen wie EMS, Cushing etc.) Probleme im Fellwechsel bekommen.
Äußern können sich diese bei betroffenen Pferden in einer verzögerten Ausbildung des neuen Haarkleids, fleckigem und ungleichmäßigem Haarwechsel, Apathie und Leistungsabfall sowie verschiedenste Mangelerscheinungen.
Werden die Pferde nicht entsprechend ihres Bedarfs unterstützt und ernährungstechnisch optimal versorgt, können sich längerfristig gerade bei eben diesen prädisponierten und anfälligeren Pferden Folgeerkrankungen wie die Entwicklung von Ekzemen und Allergien, Lungenerkrankungen oder auch Mauke zeigen.
Die Haut als "größtes Organ"
Die Haut stellt das flächenmäßig größte und funktionell vielseitigste "Organ" des Organismus dar. Sie umfasst ein komplexes System, das eine Vielzahl an Funktionen erfüllt. Als mechanische und chemische Schutzbarriere schützt sie den Körper vor äußeren Einflüssen, Verletzungen und Traumen, UV-Strahlung, Schmutz, schädlichen Keimen und Parasiten. Zudem fungiert die Haut als größtes Sinnesorgan und dient der Aufnahme und Weiterleitung von äußeren und inneren Reizen. Als Regulationsorgan ist sie an der Aufrechterhaltung eines konstanten Milieus (pH-Wert, spezifische Besiedelung guter Keime und Mikroben), der inneren Homöostase sowie der Regulierung von Temperatur und Blutfluss beteiligt. Eine ebenso bedeutsame Rolle spielt der Stoffaustausch.
Spezifische Drüsen und im Besonderen die Schweißdrüsen unterstützen die Entgiftungsorgane, indem sie Stoffwechselprodukte wie beispielsweise Harnsäure, Calcium, Magnesium oder auch überschüssige Salze (Natriumchlorid), Säuren und Proteine ausleiten. Andererseits können die äußeren Hautzellen verschiedenste Stoffe (Eisen, Schwefel, Zink, Kupfer) aufnehmen und dem Körper zuführen. Eine funktionierende Oberhaut ist außerdem für die Bildung von Vitamin D essenziell (Mangel an Vitamin D kann Osteoporose begünstigen).
Das Fell als Spiegel der Gesundheit
Die Haut und das Fell repräsentieren direkt das innere Gleichgewicht bzw. Ungleichgewicht der Pferde, so dass sich aufgrund des Haarkleides und der Haut Rückschlüsse auf Stoffwechselprozesse ziehen lassen.
Die Haut des Pferdes besteht im Wesentlichen aus drei Schichten: der Oberhaut (Epidermis), der darunterliegenden Lederhaut (Dermis) und der Unterhaut (Subcutis). Jede Hautschicht ist dabei für ganz spezielle Aufgaben verantwortlich und unterscheidet sich im Gewebe- und Zellaufbau. Die Oberhaut beherbergt die Haare, welche wiederum in vier Haartypen untergliedert werden können, dem kurzen festen Deckhaar, die weichen Wollhaare, das lange Schutzhaar sowie die borstigen Tasthaare. Jedes einzelne Haar besteht im Groben aus dem Haarfollikel, der Haarwurzel und dem Haarschaft. Bei Wind und Kälte ist das Pferd in der Lage mithilfe eines Muskels (arrector pili) das Haar aufzustellen und so eine wärmeisolierende Schicht rund um den Körper zu erstellen.
Chemisch betrachtet enthält das Haar unterschiedlichste Baustoffe, wie beispielsweise Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Zink, Jod, Eisen, Schwefel, Kupfer sowie auch Sauerstoff und Keratin, wobei sich die genaue Zusammensetzung und der strukturelle Aufbau abhängig von der jeweiligen Jahreszeit unterscheiden. Ein gesundes Haarkleid und ein reibungsloser Fellwechsel können nur auf Basis einer gesunden Haut und eines funktionierenden Stoffwechsels entstehen. Grundlegend dabei ist die angepasste Fütterung, die den individuellen Bedürfnissen des Pferdes und den äußeren Bedingungen entspricht.
Der Darm hat essentiellen Einfluss auf den Fellwechsel
„Der Darm ist die Wiege des Immunsystems“. Diese Aussage macht deutlich, welche immense Rolle der Darm für das Funktionieren der Stoffwechselvorgänge im Körper spielt.
Leider ist heutzutage die Darmflora vieler Pferde, aufgrund verschiedenster Fehler im Fütterungsmanagement, gestört. Bei einer stabilen Darmflora werden viele Vitamine (u. a. Vitamin A, Vitamin B, Biotin uvm.), die für den Fellwechsel essentiell benötigt werden, durch Eigensynthese gebildet. Besonders auffällig ist auch der direkte Zusammenhang mit einer protein- und kohlenhydratreichen (Stärke, Zucker) Fütterung. Gerade Kraftfutter mit hohem Stärke- und Eiweißanteil (Müsli oder Getreide), wird oft in zu großen und nicht benötigten Mengen verfüttert und führt schnell zu einer erhöhten Darmbelastung. Auch die nicht bedarfsgerechte Heu- und Grasfütterung sollte nicht vergessen werden. Hier spielt nicht nur die Menge, sondern insbesondere auch die Qualität eine entscheidende Rolle. Ein Zuviel bestimmter Stoffe beeinträchtigt nicht nur direkt den Darmstoffwechsel. Hinzu kommt, dass der überlastete Darm zusätzlich Toxine produziert, die direkt in die unmittelbare Umgebung freigesetzt werden und mithilfe von Leber und Niere abgebaut werden müssen. Eine fehlerhafte Ernährung beeinflusst daher nicht nur den „Verdauungsstoffwechsel“, sondern das gesamte Entgiftungssystem des Organismus. Neben dem Überangebot bestimmter Nährstoffe kommt es bei vielen betroffenen Pferden gleichzeitig zu Mangelerscheinungen anderer Vitalstoffe. Im Getreide enthaltene sogenannte Phytate binden Mineral- und Vitalstoffe an sich und neutralisieren sie. Der Körper kann die so wirkungslos gemachten Spurenelemente nicht mehr nutzen.
Die "richtige Fütterung" im Fellwechsel
Die Basis einer guten Fütterung sollte immer ein hochqualitatives Raufutter sein. Bestes Heu und Stroh, das einen hohen Anteil hochwertiger Rohfaser beinhaltet sowie frei von Schadstoffen, wie Schimmelpilzen und schädlichen Keimen ist, dient als gute Grundlage, sichert die Proteinzufuhr und schont den Stoffwechsel und insbesondere die Entgiftungssysteme des Körpers (Leber, Niere & Darm). Das Füttern von mangelhaftem und kontaminiertem Raufutter rächt sich langfristig. Es führt zu Überlastungen von Leber, Niere und Darm und schwächt folglich das gesamte Immunsystem. Haut-, Leber- und Atemwegserkrankungen können die Folge sein. Von der Fütterung von industriell hergestelltem Grundfutter raten wir allein schon wegen der Konservierungsstoffe und dem Zucker, die dort oftmals im hohen Maße enthalten sind, dringend ab. Verabreichen Sie Ihrem Pferd ausschließlich natürliche Futtermittel oder Raufutterersatzprodukte.
Absolut zu meiden ist die Fütterung von Heu- und Silage, da dies zu einer absolut unnötigen Mehrbelastung der Stoffwechselorgane führt.
Besonders zu beachten ist der erhöhte Nähr- und Vitalstoffbedarf während des Fellwechsels. Das Spurenelement Zink spielt für das gesunde Haarkleid eine entscheidende Rolle. Es ist an der Bildung des Hauptbausteins Keratin beteiligt, fördert die Zellteilung und das Haarwachstum. Auch eine ausreichende Versorgung mit Zink, Kupfer, Mangan, Folsäure und Lysin und B-Vitaminen ist wichtig. Dies gewährleistet das benötigte Zellwachstum bzw. die Haarneubildung. Nur eine gute Blutversorgung sichert einen entsprechenden Nährstofftransport. Magnesium und Vitamin E können diesen Blutfluss fördern und erhalten. Auch Schwefel (enthalten in Methionin oder in MSM) und Silizium kommt eine entscheidende Rolle bei der Haut- und Haarentwicklung zu. Eine Versorgung mit hochwertigen Vitalstoffen ist für Pferde im Fellwechsel unabdingbar. Ein hochwertiges und zuckerfreies Mineralutter ist die optimale Ergänzung zur täglichen Futterration (Heu, Stroh, Raufutterersatz und ggf. Kraftfutter) und kann vielfältig in der Pferdefütterung eingesetzt werden.
Neben der Fütterung von hochwertigem Mineralfutter ist die Gabe von Kräutern zumindest kurweise absolut empfehlenswert. Sie entsprechen dem natürlichen Ernährungsverhalten des Pferdes und enthalten zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe sowie Enzyme und Antioxidantien. Zudem regulieren sie die Darmflora und unterstützen so ein aktives Immunsystem. Viele Kräuter und Heilpflanzen enthalten auch wertvolle Mineralien, Spurenelemente und Vitamine, die dem Pferd so einfach und natürlich zugeführt werden können. Leider ist heutzutage die Darmflora vieler Pferde, aufgrund verschiedenster Fehler im Fütterungsmanagement, gestört. Daher ist die Eigensynthese von vielen wichtigen Nährstoffen, vor allem von B-Vitaminen, oftmals nicht möglich. Daher sollte auf eine nachhaltige Stabilisierung des Verdauungsstoffwechsels in dieser Zeit geachtet und Ihr Pferd mit allen notwendigen Aminosäuren und Spurenelementen versorgt werden.
Ein Augenmerk sollte immer auf die Entlastung des (Entgiftungs-)Stoffwechsels gelegt werden. So sollten jegliche künstliche Zusatz-, Aroma- und Konservierungsstoffe vermieden und stattdessen auf qualitativ hochwertige und vor allem natürliche Produkte zurückgegriffen werden. Neben der Fütterung sollte zudem auch jede zusätzliche vermeidbare Stoffwechselbelastung gemieden werden. Medikamentengaben, Antibiosen, Wurmkuren und Impfungen belasten gerade Leber, Niere und Darm enorm. Eine zweimal jährliche Entgiftungskur der Nieren und Leber hat sich als sehr effektiv erwiesen. Der Pferde-Körper sollte in der Zeit des Fellwechsels von Schadstoffen sowie Stoffwechselendprodukten befreit werden. Bitte sprechen Sie den Zeitraum und die Dauer mit Ihrem Therapeuten ab, insbesondere bei älteren und/oder erkrankten Tieren (Hufrehe, Ekzem, EMS, Cushing etc.)
Algen
Algen zeichnen sich durch eine sehr gute Bioverfügbarkeit der enthaltenden Aminosäuren, Spurenelemente und Mineralstoffe aus. Die Gabe von Spirulina, Chlorella oder Seealgenmehl (Ascophyllum nodosumkann) kann sich äußerst positiv auf die Pigmentierung und die Struktur des Fells auswirken. Vorsicht ist dennoch geboten - der hohe Jodgehalt einiger Meeresalgen kann bei gesunden Pferden zwar die Schilddrüsenfunktion optimieren, in zu hohen Mengen jedoch oder aber bei bestehenden Schilddrüsenerkrankungen zu gesundheitlichen Problemen bei Pferden führen. Bei Chlorella ist der Jodgehalt meist recht gering. Daher ist ihre Einnahme bei Tieren mit Schilddrüsenproblemen in den meisten Fällen unbedenklich.
Hanf, Schwarzkümmel und Leinsamen unterstützen auf natürliche Weise optimal den Fellwechsel, sorgen für glänzendes, kräftiges Fell und eine gesunde Haut. Durch die erwiesenermaßen äußerst positive Wirkung der Inhaltsstoffe auf Haut, Haar und Darm, eignen sich Lein- und Hanfsamen auch hervorragend zur Unterstützung bei diversen Hauterkrankungen, wie Mauke, Ekzemen oder Allergien. Diese sind reich an ungesättigten Fettsäuren, zu denen die Omega-3-Fettsäuren zählen. Naturgemäß nimmt das Pferd gerade in der Sommerzeit ausreichend Omega-3-Fettsäuren und weitere essenzielle Fettsäuren über Gräser und Samen auf, vorausgesetzt sei hier jedoch immer ein gutes Weidemanagement. Im Winter ist dies aufgrund der Vegetationsphase der Gräser nicht möglich, so dass eine externe Zufuhr über die Fütterung anzuraten ist. Essenzielle Fettsäuren dienen der Synthese von Zellmembranen (enthalten Lipide) und der Aktivierung von Enzymen. Sie beeinflussen positiv entzündliche Geschehen und sind somit auch bei arthrotischen bzw. arthritischen Erkrankungen und Ekzemen hilfreich. Ausreichend Omega-3-Fettsäuren sind unabdingbar für ein glänzendes, kräftiges Haarkleid, die Regenerationsfähigkeit der Haut bzw. den Erhalt einer gesunden Mikrostrukur sowie eine hohe Elastizität des Hufhorns. Ein weiterer Aspekt ist die positive Wirkung auf den Zuckerstoffwechsel. Sie können den glykämischen Index einer Futterration deutlich senken und dem Pferd somit Energie bereitstellen ohne den Blutzuckerspiegel messbar zu erhöhen. Gerade vorbelastete Pferde (EMS, Cushing, Hufrehe, Myopathien), die nur begrenzt leichtverdauliche Kohlenhydrate erhalten sollten, können daher von der Fütterung von Hanf und Leinsamen enorm profitieren.
Achtung: Die Futterration sollte selbstverständlich immer individuell auf die Bedürfnisse Ihres Pferdes angepasst werden. Bei dem Futter-Beispiel handelt es sich lediglich um eine Anregung. Lassen Sie sich hier gerne von einem erfahrenen Barynesse-Futterspezialisten beraten.
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