top of page

Hufrehe beim Pferd: Risikofaktor Fruktan im Herbst

​​

Es gibt nicht DEN einen Auslöser für Hufrehe. Speziell jedoch auf die fütterungsbedingte Hufrehe sollte gerade in der momentanen Jahreszeit ein besonderes Augenmerk gelegt werden. Durch Überlastungssituationen im Verdauungsapparat, die zu Störungen in der Bakterienpopulation in den hinteren Darmabschnitten führen können, besteht die Möglichkeit einer Hufrehe. Insbesondere Weidepferde haben ein deutlich höheres Risiko an Hufrehe zu erkranken, als Pferde, die keinen oder nur sehr beschränkten Zugang zu frischen Gräsern haben. Während bislang die Meinung vertreten wurde, dass vornehmlich in den Gräsern enthaltene Proteine ursächlich für die Entstehung der Hufrehe seien, tritt heute vermehrt ein anderer Stoff als wichtiger Mitverursacher in den Mittelpunkt - das Fruktan. Tatsächlich treten auffällig viele Fälle von Hufrehe nach der Aufnahme von Gras mit hohem Fruktananteil auf.

​​Doch was genau verbirgt sich hinter der Bezeichnung "Fruktan"?


​​Biochemisch betrachtet handelt es sich bei Fruktanen um eine Gruppe wasserlöslicher Mehrfach- oder Vielfachzucker (Oligo-, Polysaccharid), genauer um sogenannte Polyfruktosyl-Saccharosen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sich an jeweils ein Saccharosemolekül ein oder mehrere Fruktosemoleküle binden. Diese langkettige Zuckerverbindung fungiert in Pflanzen als temporärer Zwischenspeicher für Kohlenhydrate. Bis zu 90 Prozent der Stärke kann bei Bedarf vom Fruktan als Kohlenhydratspeicher ersetzt werden. Die Bildung von Fruktan steht in direktem Zusammenhang mit der Photosynthese (Energiesynthese der Pflanzen).


Die Photosyntheseaktivität der Gräser ist von vielfältigen Umweltsituationen abhängig. Umweltfaktoren wie Licht, Sonneneinstrahlung, Temperatur, CO2-Konzentration, Bodenzusammensetzung, Wasserangebot und Luftfeuchtigkeit beeinflussen sie direkt und somit auch die Fruktanproduktion. Diese hängt zusätzlich stark von der Pflanzenart, den Temperatur- und Lichtverhältnissen, Tages- und Jahreszeit, saisonalen Einflüssen, der Vegetationsperiode sowie auch dem Weidemanagement ab. Je höher die Temperatur und Luftfeuchtigkeit, desto intensiver betreibt die Pflanze Photosynthese. Wird also aufgrund günstiger Umweltfaktoren viel Energie hergestellt, kommt es unweigerlich irgendwann zum Energieüberschuss. Die zum Wachsen der Pflanze nicht benötigte Energie wird dann in Form von Stärke und Fruktan eingelagert. Ändern sich die Witterungsverhältnisse (8-13 Grad) können die Kohlenhydratspeicher wieder abgebaut und für das Pflanzenwachstum genutzt werden. Der Fruktangehalt ist schwer zu bestimmen, da er innerhalb kurzer Zeitperioden extrem schwanken kann. So können beispielsweise während der Jahreszeitenwechsel (nachts kalt und frostig, tagsüber warm) enorme Konzentrationsgefälle innerhalb des Tages gemessen werden. Bei 0-8 Grad etwa findet sich bis zu 200 mal mehr Fruktan im Gras als bei rund 20 Grad. Aufgrund des langsameren Wachstums bei kühleren Temperaturen wird deutlich mehr Energie gespeichert. Bei entsprechend reduzierter Photosyntheseaktivität (Regen, bewölkter Himmel, wenig Sonneneinstrahlung) wird folglich weniger Energie und Fruktan gebildet.



Wie kann nun der Pferdebesitzer die Hufrehegefahr einschätzen?


Pferdebesitzer sollten besonders im Frühjahr und Herbst achtsam sein, da hier das Gras aufgrund der nächtlichen Kälte besonders gestresst ist. Vor allem im Frühjahr, zu Beginn der Weidesaison, gibt es ausreichend Wasser und Nährstoffe und verhältnismäßig viel Sonneneinstrahlung (Photosynthese → Fruktan). Aufgrund der meist noch niedrigen Temperaturen kann das Gras jedoch nicht wachsen und so wird produzierte Energie in Form von Fruktan zwischengelagert. Ein Grund, warum sich Hufrehefälle besonders im Frühjahr häufen. Auch im Winter ist Vorsicht geboten. Aufgrund seines wasserlöslichen Charakters nutzen Pflanzen Fruktan auch im Winter als Frostschutz, so dass die Fruktankonzentration unter 5 Grad deutlich ansteigen kann. Besonders niedrig ist die Fruktankonzentration bei nächtlichen Temperaturen um die 15 Grad. Hier nutzen die Gräser den Zucker direkt für das Wachstum.


Nochmals zusammengefasst: 
1. Kaltes Wetter oder Nachtfrost = kein Pflanzenwachstum, aber erhöhte Fruktanspeicherung = Hufrehegefahr! 
2. Kaltes oder frostiges Wetter und tagsüber Sonnenschein = Hohe Photosyntheseaktivität und massive Kohlenhydratspeicherung, da kein Wachstum = sehr hohe Hufrehegefahr! 
3. Bedeckter Himmel = geringe Photosyntheseaktivität = geringe Hufrehegefahr  
4. Warmes Wetter, bedeckt, genug Feuchtigkeit = geringe Photosynthese, aktives Wachstum und Abbau der Fruktanspeicher = abnehmendes Hufreherisiko 

Die Gefahr einer Hufrehe schwankt teils beträchtlich. Ein sinnvolles und durchdachtes Weidemanagement könnte das Risiko jedoch verringern. Außerdem sollte der Weidegang gerade bei gefährdeten Pferden auf Tageszeiten mit möglichst geringer Photosyntheseaktivität, also geringem Fruktangehalt, reduziert werden.

Welche Rolle spielt die Vegetationsphase der Gräser?


Zunächst sollte ein entscheidender Unterschied zwischen Fruktan und Stärke geklärt werden. Dieser ist im Speicherort innerhalb der Pflanze zu finden. Während Stärke direkt am Ort der Photosynthese, nämlich in den Blättern deponiert wird, werden Fruktane im unteren Teil der Gräser, im Stengel, gelagert. So enthalten die unteren Pflanzenstengel bis zu drei Mal mehr der leichtverdaulichen Kohlenhydrate als die Blätter. Viele Pferdebesitzer sind überzeugt, dass hohe, alte Gräser ein erhöhtes Reherisiko bergen. Ein Irrglaube, da wie gesagt die „alten“, blättrigen Grasbestandteile deutlich energieärmer sind, als junges, kurzes, sich im Wachstum befindliches Gras. Im Regelfall sind daher: Gut gepflegte Weiden mit hohem Blattanteil sind meist einer frisch abgemähten Wiese vorzuziehen.



Hufrehe - ist mein Pferd gefährdet?

Ob das eigene Pferd akut hufrehegefährdet ist oder bereits einen belasteten Stoffwechsel hat, kann der aufmerksame Pferdebesitzer ​​an einer Vielzahl von Symptomen erkennen. ​​Hat das Pferd Kotwasser, Durchfall, Verstopfung, Blähungen oder kolikähnliche Anzeichen ist Vorsicht geboten. Auch ein unsauberes Gangbild, Fühligkeit auf hartem Boden, warme Hufe, Pulsation im Bereich der Mittelfußarterie, Hufgeschwüre, veränderte Schleimhäute, erhöhte Temperatur, ein geschwollener Kronrand sowie eine erhöhte Atemfrequenz können Hinweise auf bereits aktivierte Entzündungsprozesse sein. Hier muss schnell gehandelt werden, um den Ausbruch einer Hufrehe möglichst im Keim zu ersticken.


Hufrehe-Prävention durch Haltungs- und Fütterungsanpassung


Die jährlich steigende Anzahl von Hufrehe sind in den meisten Fällen eine Zivilisationskrankheit, die durch den Menschen verursacht wird. Eine generelle Neigung zu Hufrehe bei Pferden und Ponys gibt es im Prinzip nicht. Grundsätzlich kann jedes Pferd an Hufrehe oder anderen Stoffwechselerkrankungen, die durch eine zu hohe Aufnahme von Fruktan, Kohlenhydraten und Eiweiß bedingt sind, erkranken. Einige Pferderassen und Pferdetypen (z. B. Robustrassen) sind allerdings aufgrund Ihrer evolutionsbedingten individuellen Bedürfnisse gefährdeter als andere.


Pferdebesitzer können aktiv durch angepasstes Futter- und Haltungsmanagement aktiv dazu beitragen, die Gefahren einer Hufrehe zu reduzieren oder im Idealfall komplett zu vermeiden.


Achtung: Eine alleinige Verabreichung von Ergänzungsfutter oder Medikamenten ersetzt nicht die dringend erforderliche und einzuhaltende Diät bei Pferden mit Hufrehe, Stoffwechselerkrankungen und Übergewicht. Eine Haltungsoptimierung sowie ein speziell abgestimmtes Bewegungstraining sind meist ebenfalls erforderlich.

Beispiel Fütterung von Pferden mit Hufrehe

  • Achten Sie ihrem Liebling zuliebe daher auf eine entsprechende Fütterung, Mineralisierung und das Gewicht ihres Tieres - vor allem beim Steppentier Pferd! Einer Fettleibigkeit sollte mit Bedacht entgegengewirkt und vorgebeugt werden. Die benötigte Futtermenge sollte auf Grundlage des Gewichtes und des sportlichen Einsatzes individuell berechnet werden. Dabei sollte insbesondere auch das Zielgewicht in den Berechnungen eine Rolle spielen. Fettleibigkeit ist keine Sache der Optik oder des Geschmacks, sondern vielmehr eine Frage der Gesundheit So wichtig die ausreichende Mineralstoff, Spurenelement und Vitaminversorgung gerade bei hufreheerkrankten Pferden ist, so wichtig ist es dabei auch auf natürliche Futtermittel ohne Konservierungsstoffe, genetisch veränderte und/oder minderwertige Inhaltsstoffe zu achten, da hier gerade Rehepferde besonders empfindlich reagieren. (Barynesse "BasisMINERAL", Barynesse Herbal "Rehekäuter" und Barynesse "CuraHOOF" Laminitis)

  • Ein besonderes Augenmerk ist auf den Weidegang zu legen. Hier liegt der Schlüssel in Maß und Ziel. Je nach Gebiet, Jahreszeit, Wachstumsstadium und sogar Tageszeit kann das Gras eine erstaunlich hohe Menge an Zucker (Fruktan) beinhalten. Diese Unterschiede sollten auf jeden Fall beachtet werden und daraufhin das Pferd in kurzen Intervallen, mit Fressbremse oder zeitlich begrenzt auf die Wiese gestellt werden. In Einzelfällen ist ein Weidegang gänzlich zu vermeiden, um weitere Reheschübe zu verhindern. Beim Anweiden ist das schrittweise erhöhen der Weidezeit um jeweils 15-30 Minuten zu empfehlen. Andere Futtermittel sollten während dieser Zeit deutlich reduziert werden.​ Viele Pferdehalter stellen rehegefährdete oder bereits erkrankte Pferde gerne auf kurz abgefressene „Magerkoppeln“, in dem Glauben, dort „sei ja so gut wie nichts mehr drauf“. Hierbei handelt es sich um einen gefährlichen Irrglauben. Kurzes, im Wachstum stehendes Gras ist enorm energie- und fruktanreich. Altes, langes Gras hingegen verliert mit der Zeit an Energie. Sofern der Rehekandidat denn überhaupt auf die Koppel soll, ist es also viel besser ihn stundenweise und kontrolliert (evtl. mit Maulkorb) auf langes, blattreiches und im besten Fall überständiges Gras zu stellen. Versuchen Sie daher soweit möglich die Wiesen so lange wie möglich zu schonen, damit die Gräser die Zeit bekommen, um möglichst stark zu werden.


  • Zu hohe Kraftfuttermengen, zuckerhaltige industriell hergestellte Futtermittel, Konservierungsstoffe, minderwertiges Pferdefutter und Stress können langfristig die Darmschleimhaut schädigen. Diese kann regelrecht "löchrig" werden, so dass Toxine in den Blutkreislauf gelangen und somit wiederum eine Vielzahl von (stoffwechselbedingten) Erkrankungen auslösen können. Ist ein Pferd an Hufrehe erkrankt sollte im Vordergrund die Sanierung des Darmmilieus und die Wiederherstellung einer gesunden Darmflora stehen Eine Bekämpfung von schlechten Keimen, die Besiedelung des Darms mit guten Mikroben, das Neutralisieren .von Toxinen sowie das Erreichen eines gesunden PH-Wertes (bei Rehe meist zu niedrig/sauer) ist essenziell. So liegt der wichtigste Aspekt der Rehebehandlung in der zukünftigen Fütterung des Pferdes. (Barynesse Detox "Darmkäuter" und/oder Barynesse "KPU")


  • Die Unterstützung des körpereigenen Entgiftung und die Aktivierung von Leber und Niere sollten durch die Gabe von Spurenelementen, Mineralstoffen und Vitaminen erfolgen. Vitamin A, C und E fungieren als Antioxidantien und schützen insbesondere die Leber vor schädigenden Substanzen. Diese kann auch durch phytotherapeutische Maßnahmen unterstützt und harmonisiert werden, gute Ergebnisse werden beispielsweise mit der Zugabe von Mariendistel, Artischocke, Löwenzahn und Süßholz erreicht. Die Niere wiederum kann dabei durch das Zuführen von B-Vitaminen und Folsäure unterstützt werden. Bitte sprechen Sie den Zeitpunkt und die Dauer einer Entgiftungskur mit uns oder Ihrem Therapeuten ab. (Barynesse Detox "Leberkräuter", Barynesse Detox "Nierenkräuter" und/oder Barynesse Herbal "Stoffwechselkräuter")




Achtung: Eine Futterumstellung ersetzt keinen Tierarzt oder Therapeuten. Bitte verständigen Sie bei akuten Problemen immer einen Fachmann. Bei den Futter-Empfehlungen handelt es sich lediglich um eine Anregung. Lassen Sie sich hier gerne von einem erfahrenen Barynesse-Futterspezialisten beraten.

Comments


bottom of page