Gerade im Herbst und Winter sehen sich viele Pferdehalter mit dem leidigen Thema Kotwasser konfrontiert. Dreckige, stinkende Hinterbeine, ein braun verklebter Schweif, Hautreizungen, unangenehmer Geruch – all das sind nur ein paar der Unannehmlichkeiten, die Kotwasser mit sich bringt. Das Pferd selbst ist oftmals auch gereizt und äußert sein Unwohlsein in diversen Verhaltensauffälligkeiten gegenüber dem Mensch und sogar anderen Herdenmitgliedern.
Die Ursachen für Kotwasser sind vielfältig. Sie reichen von Viren, Bakterien, Parasitenbefall und einer starken Verwurmung über Fütterungsfehler, Nährstoffmangel, Allergien, Übergewicht, Zahnprobleme bis hin zu psychischen Leiden. Liegt die Ursache für das Problem an einer Verwurmung, viralen oder bakteriellen Infektion, lässt sich das Kotwasser meist mithilfe eines fähigen Therapeuten zügig behandeln. Oftmals ist die Lösung des Problems jedoch nicht ganz so einfach. In vielen Fällen ist Kotwasser das Resultat eines multifaktoriellen Geschehens, bei dem mehrere Gründe zusammentreffen.
Was ist eigentlich Kotwasser?
Kotwasser ist nicht gleich Durchfall. Beim Durchfall kommt es zur Ausscheidung von deutlich verflüssigtem Kot. Sowohl Konsistenz als auch Frequenz (häufiger Kotablass) verändern sich. Die Ursachen für Durchfall sind manigfaltig. In erster Linie jedoch dient er dem Körper dazu, unerwünschte Stoffe, Toxine oder Mikroben in möglichst kurzer Zeit möglichst effizient loszuwerden. Anders als beim Durchfall bleibt beim Kotwasser die Kotkonsistenz normal, hier läuft oder spritzt dafür vor, während oder nach dem Kotabsatz bräunlich-gelbes Wasser aus dem After. Kotwasser ist immer ein klares Indiz dafür, dass das Gleichgewicht der Darmflora aus der Balance geraten ist. Normalerweise wird freies Wasser im Dickdarm absorbiert und gebunden. Funktioniert dieser Prozess nicht vollständig oder behindern große, unvollständig verdaute Futterpartikel die Wasserbindung, kann es zu Kotwasser kommen.
An dieser Stelle drängt sich nun die Frage nach der Bedeutung der Fütterung auf. Die Grundfutterqualität spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Viele Pferde haben während der Weidesaison kaum Probleme mit Kotwasser und entwickeln sie erst, sobald sie im Winter auf eine reine Raufutter-Ernährung umgestellt werden. Obwohl häufig das langstielige, strohige und faserreiche Heu als das beste Pferdeheu propagiert wird, ist in der Praxis immer wieder zu beobachten, dass gerade dieses "harte" Heu (häufig auch in Verbindung mit Stroh) bei darmschwachen Pferden zu Problemen führt. Diese Pferde haben oftmals Schwierigkeiten mit der Ligninverdauung, die zu großen Teilen im Dickdarm stattfindet. Der Zustand bessert sich meist schnell, sobald diese Pferde weicheres, junges Heu zu fressen bekommen. Auf der anderen Seite kann aber auch sehr nährstoff- und zuckerreiches Heu Verdauungsstörungen verursachen.
Auch das Kraftfutter ist nicht unwesentlich daran beteiligt. Während manchen Tiere die Zufütterung von Kraftfutter (Hafer) hilft, kann es bei anderen Pferden förderlich sein, eine Zeit lang gänzlich auf Kraftfutter zu verzichten. In der Praxis ist es selbstverständlich kaum möglich alle Faktoren optimal zu berücksichtigen und auch die Qualität und Schnittzeit des Grundfutter lässt sich meist nicht beeinflussen. Dennoch können Sie Ihrem Pferd viel Gutes tun, indem Sie unsere Ernährungstipps befolgen. Achten Sie neben der Qualität des Raufutters darauf jegliche belastende Stoffe zu vermeiden, füttern Sie möglichst naturbelassene Futtermittel, das Mineralfutter sollte in jedem Fall frei von künstlichen Zusatz- und Geschmacksstoffen sein.
Zudem sollte genau überprüft werden, ob eventuelle Medikamentengaben (Antibiotika) tatsächlich notwendig sind und die Darmbelastung gerechtfertigt ist.
Vermeiden Sie außerdem die Fütterung von Heulage oder Silage. Dabei wird das angetrocknete Gras unter Zugabe von Milchsäurebakterien sauer vergoren und so haltbar gemacht. Problematisch hierbei ist jedoch, dass es durch unsachgemäße Herstellung oder Lagerung häufig zur Vermehrung von Keimen und Pilzen kommt (Vorsicht vor Clostridium Botulinum!). Siliertes Futter fördert eine schleichende Übersäuerung des Organismus. Hinzu kommt, dass es während des Vergärungsprozesses zur Bildung biogener Amine (z.B. Histamin -> allergische Reakionen) kommt, auf die viele Pferde mit Hufproblemen, Verdauungsstörungen, Blähungen, Durchfall und Kotwasser reagieren.
Ein weiterer oft nicht berücksichtigter Faktor stellt die Qualität des Trinkwassers der Pferde dar. Sie ist entscheidend, da ein zu hoher Gehalt an beispielsweise Natrium oder Kalium, Kontaminierung mit Urin oder Kot zu einer Ansiedlung von Keimen, Colibakterien, Clostridien und Salmonellen führen kann, die wiederum die Verdauungsvorgänge negativ beeinflussen könnten.
Die Psyche als Auslöser von Kotwasser?
Neben dem Hauptverursacher – der fehlerhaften Fütterung – gibt es eine Vielzahl anderer Faktoren, die ihren Teil beitragen. So spielt beispielsweise auch die Psyche eine nicht zu unterschätzende Rolle. Nicht ohne Grund sagt eine bekannte Redewendung, dass uns Stress und Sorgen „auf den Magen schlagen“. Auch die berühmten „Schmetterlinge im Bauch“ machen deutlich, wie direkt sich Psyche und Verdauungstrakt gegenseitig beeinflussen. Sie stehen in ständiger Wechselwirkung zueinander.
Der Darm verfügt über ein riesiges Netz von neuronalen Verbindungen direkt zum Gehirn. Daher wird der Darm gerne auch als „Bauchhirn“ bezeichnet. Die Nerven sorgen für die Darmperistaltik, regulieren die Freisetzung der Verdauungssäfte und steuern die Nahrungsverwertung. Diese Prozesse laufen autonom und selbstständig ab, können aber vom vegetativen Nervensystem (Sympathikus, Parasympathikus) vom Gehirn aus beeinflusst werden. Bei einer potenziellen Gefahr (Achtung: das Pferd ist ein Fluchttier und sieht schnell Gefahren) oder in Stresssituationen wird im Zwischenhirn der Fluchtmodus aktiviert, welcher wiederum zu einer Aktivierung des für „fight and flight“-Situationen zuständigen Sympathikus führt. In der Folge kommt es zur Ausschüttung des Stresshormons Cortisol, einer Durchblutungssteigerung in der Muskulatur, einem Puls- und Blutdruckanstieg. Zeitgleich werden die für die Flucht unwichtigen Verdauungsvorgänge heruntergefahren. Die Darmtätigkeit wird langsamer oder setzt sogar vollständig aus.
Dauerhafter Stress kann außerdem zu einer Fehlbesiedelung der Darmbakterien führen. Achten Sie genau auf die Stimmung Ihres Pferdes, denn Sie kennen Ihr Tier am besten. Während einige Pferde ihren Unmut deutlich zum Ausdruck bringen können, gibt es auf der anderen Seite auch die sogenannten „stumm Leidenden“. So kann das Pferd von außen betrachtet brav und entspannt wirken und trotzdem innerlich leiden. In solchen Fällen zeigt sich psychischer Stress häufig auf körperlicher Ebene. Auch die Haltung sollte individuell den Bedürfnissen des Pferdes entsprechen. Gerade rangniedrige Pferde haben häufig Stress in einer reinen Herden- und Offenstallhaltung, während andere Pferde in einer Boxenhaltung absolut unzufrieden sind. Andersherum schlagen sich Verdauungs- und Darmprobleme auch direkt auf die Stimmung des Pferdes nieder und können bestimmte Verhaltensweisen fördern.
Sind unsere Wiesen und Weiden noch "pferdegerecht"?
Ein anderer interessanter Aspekt ist die Überwirtschaftung unserer Böden – eine mögliche Erklärung dafür, dass Kotwasser in den vergangenem Jahren wieder deutlich verstärkter auftritt. Die heute praktizierte Landwirtschaft mit intensiver Bewirtschaftung kleiner Flächen führt zu einer fortschreitenden Übersäuerung der Böden. Die Überdüngung der Böden sorgt zu einer extremen Abnahme der Gräser- und Kräutervielfalt auf den Pferdeweiden. Die meisten Wiesen werden daher eher zu „Kuhweiden“ und sind für Pferde eigentlich ungeeignet. Kühe als Wiederkäuer haben ganz andere Anforderungen an eine Weide als unsere Pferde. Ein weiteres Problem ist der Einsatz diverser Pestizide. Studien zeigen, dass die enthaltenen Wirkstoffe ungefiltert vom Boden aufgenommen, teils ins Grundwasser abgegeben werden und sich somit am Ende auch im Pferdeheu befinden, über das die Pferde die Toxine aufnehmen. Auch ein plötzlicher Wetterwechsel kann das Auftreten von Kotwasser begünstigen.
Besonders extreme Temperaturwechsel und ein feucht-warmes Winterwetter machen vielen Pferden ebenso zu schaffen. Hier spielt auch eine bei einigen Pferden ausgeprägte Wetterfühligkeit eine große Rolle. Lesen Sie hierzu unseren Artikel "Wetterfühligkeit beim Pferd: Wenn das Wetter krank macht!"
Die gute Nachricht jedoch ist, dass sich nach Ausschluss anderer Ursachen Kotwasser mit einer durchdachten Futter- und Haltungsanalyse und einer Anpassung an die Bedürfnisse des Pferdes durchaus in den Griff bekommen lässt.
Mein Pferd leidet unter Verdauungsstörungen - so beugen Sie Kotwasser vor
„Der Darm ist die Wiege des Immunsystems“ - diese Aussage macht deutlich, wie wesentlich die Rolle des Darms für das körpereigene Abwehrsystems ist. Schätzungsweise 70 Prozent der Funktionsfähigkeit des Immunsystems hängen direkt von der Darmgesundheit ab.
> Füttern Sie Ihr Pferd vielfältig, strukturreich und vor allem hochwertig!
> Füttern Sie Ihr Pferd bedarfsgerecht! Auf unnötiges Kraftfutter sowie industriell hergestellte Futtermittel wie Müsli, Futter- oder Mineral-Pellets sollte verzichtet werden.
> Achten Sie darauf, dass die Futtermittel weder Zucker/Melasse, noch Zusatz-, Füll- und Konservierungsstoffe enthalten!
> Füttern Sie einwandfreies Heu und Stroh.
> Verzichten Sie bei Kotwasser auf Heulage/Silage!
> Ein Übermaß an Kohlenhydraten (Zucker, Stärke, Fruktan) und Proteinen (Eiweißen) kann die Darmflora belasten.
> Bei Mehrfach- und Vielfachzuckern, wie sie zum Beispiel in Weizenkleie und Reisschalenkleie enthalten sind, ist Vorsicht geboten. Ein Überschuss der enthaltenden Ballaststoffe kann zu einer Verschiebung der Darmflora führen.
> Achten Sie auf eine angemessene Mineralstoff-, Spurenelemente- und Vitalstoffversorgung. Hier sind insbesondere die B-Vitamine und Zink von Bedeutung.
> Verdauungsfördernde Futtermittel (Leinsamen, Hanf, Chiasamen, Schwarzkümmel usw.) können dauerhaft oder bei akutem Bedarf sehr sinnvoll sein.
> Kräuter können die Verdauung des Pferdes zudem positiv beeinflussen. Von einer dauerhaften Kräuterfütterung raten wir allerdings ab.
> Achten Sie auf hochwertiges und sauberes Trinkwasser. Vermeiden Sie eiskaltes Wasser!
> Überprüfen Sie regelmäßig den Wurmstatus und nehmen ggf. eine Zwischenentwurmung vor.
> Zähne sollten regelmäßig kontrolliert werden und bei Bedarf sollte eine fachmännische Behandlung und Korrektur erfolgen!
> Vermeiden Sie Stress, insbesondere während der Fresszeiten (zu wenig Fressplätze, zu enge Futterplätze, zu große Herden usw.).
> Futterumstellungen sollten langsam vorgenommen werden (Wechsel von Stall und Koppel je nach Witterung vermeiden).
Beispiel Fütterung von Pferden mit Kotwasser
Stellen Sie Ihr Pferd bei Verdauungsbeschwerden zunächst auf "Schonkost" (gutes, schimmel- und staubfreies Heu und reichlich frisches Wasser) um, so dass sich der Magen-Darm-Trakt beruhigen kann. Verteilen Sie das Heu auf mindestens 4 bis 6 Rationen täglich. Achten Sie zusätzlich au eine ausreichende Mineralisierung inkl. aller lebensnotwendiger Elektrolyte. Verzichten Sie dabei auf Obst (Möhren, Äpfel, Rote Beete usw.) und zu viel frisches (oder altes und abgestorbenes) Weidegras. Informieren Sie umgehend einen Tierarzt, wenn die Darmerkrankung plötzlich auftritt oder nach einigen Tagen nicht besser wird. Mit folgenden Tipps unterstützten Sie Ihr Pferd noch zusätzlich:
Flohsamen werden traditionell zur Unterstützung des Verdauungsapparates bei Pferden eingesetzt. Das Besondere an Flohsamen sind ihre Eigenschaften in der Schleimbildung und ihre hohe Quelleigenschaft. Die in den Flohsamenschalen enthaltenen Ballaststoffe sind in der Lage, mehr als das 50-fache an Wasser zu binden. Die Ballaststoffe der Flohsamen wirken sich positiv auf die Darmflora aus, weil sie das Wachstum darmfreundlicher Bakterien fördern. Ihre Schleimstoffe schützen außerdem die Darmschleimhaut des Pferdes und helfen, Sandablagerungen im Magen-Darm-Trakt zu binden und auszuscheiden. Besonders empfehlenswert bei Kotwasser ist die Fütterung von Barynesse "Flohsamen" (ganz ode gemahlen).
Leinsamen besitzen einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren, essenziellen Aminosäuren, Vitamin E und Schleimstoffen. Leinsamen fördern die Verdauung (besonders die Darmbewegungen) und wirken positiv auf den Magen-Darm-Trakt. Leinsamen sind weithin bekannt für ihre positiven Effekte auf den Verdauungstrakt, unterstützen eine gesunde Darmtätigkeit und den aktiven Stoffwechsel. Enthaltene Schleimstoffe legen sich schützend auf Magen- und Darmschleimhaut, beugen Verdauungsbeschwerden, wie Kotwasser, Durchfall und Koliken vor. Besonders empfehlenswert bei Kotwasser ist die Fütterung von Barynesse "ALLROUND spezial".
Schwarzkümmel-, Hanf- und Chiasamen können ihrerseits mit etlichen wertvollen Inhaltsstoffen aufwarten. Der besonders hohe Ballaststoffanteil kann sich positiv auf den Magen-Darm-Trakt auswirken - Kotwasser und Durchfall kann dadurch auf natürliche Weise Einhalt geboten werden. Aber auch bei Übersäuerung oder Kolikanfällen können die "Samen" eine gute Hilfestellung leisten. Besonders empfehlenswert bei Kotwasser ist die Fütterung von Barynesse "ALLROUND spezial".
Kräuter können die Verdauung positiv beeinflussen. Pferdeweiden und -wiesen sind heutzutage in den meisten Fällen eher artenarm und besitzen leide nur noch eine geringe Anzahl an natürlichen Kräutern. Dabei sind diese für eine ausgewogene Ernährung und einen gesunden Magen-Darm-Trakt für Pferde sehr wichtig. Besonders harmonisierend auf die Verdauung beim Pferd wirken hier Brennnesseln, Anis, Fenchel, Brombeerblätter, Pfefferminze und Salbei. Besonders empfehlenswert bei Kotwasser ist die Fütterung Barynesse Detox "Darmkräuter".
Raufutterprodukte können neben Heu Ihr Pferd auch bei Verdauungsproblemen unterstützten. Beide bestehen überwiegend aus rohfaserreichen natürlichen Gräsern und Ballaststoffen, die den Bakterien im Darm als Nahrung dienen. Sowohl Raufutter (Heu und Stroh) als auch Raufutter(ersatz)produkte können langfristig den angeschlagenen Pferdedarm wieder „in Schwung“ bringen. Zusätzlich regen Futtermittel mit hohen Strukturanteil eine gute Kautätigkeit und Einspeichelung des Futters an. Gründliches Kauen und Einspeicheln führt zu einem gleitfähigen und homogenen Speisebrei. Dieser ermöglicht eine optimale Magenpassage und gute Darmperistaltik und beugt außerdem Schlund- und Darmverstopfungen vor. Zudem enthält der Speichel bereits wichtige Enzyme zur Aufspaltung von Kohlenhydraten (Amylase). Dabei gilt es zwei Grundsätze zu beachten: „weniger ist mehr“ und „Qualität statt Quantität". Besonders empfehlenswert bei Kotwasser ist die Fütterung von Barynesse "NaturMash" und Barynesse "NaturMüsli".
Achtung: Die Futterration sollte selbstverständlich immer individuell auf die Bedürfnisse Ihres Pferdes angepasst werden. Bei dem Futter-Beispiel handelt es sich lediglich um eine Anregung. Lassen Sie sich hier gerne von einem erfahrenen Barynesse-Futterspezialisten beraten.
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